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WUNDERWERKE EINES BEGABTEN TÜFTLERS
 

Im Weiler Dieperting bringen ein filigraner Nachbau des Ulmer Münsters
und eine mechanische Krippe Besucher zum Staunen

ein Paradies des staunens

Es ist ein Paradies des Staunens, das sich einem Besucher in Dieperting unvermutet eröffnet. Der kleine Weiler zwischen Palling und Waging ist nicht nur alle fünf Jahre Schauplatz des historischen Kalkbrennens. Wer den Balkonbau-Betrieb der Familie Schreckenbauer besucht,
der kann dort in einem Guckkasten und einem Schauraum am Eingang ganzjährig gleich drei ungewöhnliche Schätze entdecken:
eine mechanisch betriebene orientalische Krippe mit Münzeinwurf, ein 2,70 Meter hohes Modell des Ulmer Münsters aus Holz
und eine Sammlung von 200 historischen Pfeifen mit handbemalten Porzellanköpfen und Mundstücken aus Elfenbein.

Ein Meisterwerk der Gotik - Der Ulmer Münster

Josef Schreckenbauer (1901 bis 1966), der Großvater des heutigen Besitzers gleichen Namens, muss ein besonderer Mensch gewesen sein.
Als echter Tüftler nahm er sich bereits 1932 ein Mammutprojekt vor: das Ulmer Münster, das mit 161,53 Metern den höchsten Kirchturm der Welt hat. Schreckenbauer gelang es, an die Pläne des Gotteshauses zu gelangen und diese im Maßstab 1:60 nachzubauen. Mit Feingefühl, Geduld und der Laubsäge schnitt er aus Ahorn-, Linden-, Nuss- und Zwetschenholz die rund 4.000 Teile aus. Daraus setzte er das 2,70 Meter hohe und 2,32 Meter lange Meisterwerk der Gotik zusammen. Drückt man draußen am Schauraum auf einem Schalter unter der Glasfront, geht das Licht an und die Kirche auf einem Podest beginnt, sich zu drehen.
 

Eine mechanische Krippe bringt Sie zum Staunen

Besonderen Sinn für Originalität entwickelte Schreckenbauer
in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Während andere die Abende im Wirtshaus verbringen, bastelte er an einer ganz besonderen Krippe. Es bewegt einem das Herz, den mehr als 20 Figuren zuzusehen, die sich in der orientalischen Kulisse bewegen. Ein Mann hackt Holz, ein zweiter läutet die Kirchenglocke, eine Frau schöpft Wasser aus dem Brunnen und auch Ochs und Esel mit der Heiligen Familie bewegen sich. Alle Figuren samt der Gelenke sind handgeschnitzt, die Kulissen selbst bemalt. Mit mühsamer Tüftelarbeit, einem einzigen Elektromotor und einem ausgeklügelten System aus Antriebsrädern, Zahnrädern
und Transmissionsriemen hat der Senior die einzigartige Mechanik der 150 mal 80 Zentimeter großen Miniaturwelt entwickelt.

Ulmer Münster Dieperting

 

Eine Familientradition

Dass dieses mehr als 70 Jahre alte Wunderwerk heute nicht auf dem Speicher verstaubt, sondern sich wie ein frischgeöltes Räderwerk bewegt, ist Josef Schreckenbauer senior (1938 bis 2024) zu verdanken. Mit Akribie und Ehrgeiz machte sich der 86-jährige Sohn des Erbauers an die
Arbeit, um das Meisterwerk zum 100. Betriebsjubiläum am 8. Oktober 2023 neu instand zu setzen. Stolz präsentierte er das wiedererweckte Wunderwerk der Öffentlichkeit. Da er als gefragter Balkonbauer weit herumgekommen ist und ein passionierter Sammler war, geht auch die Kollektion der detailreich bemalten Pfeifen auf ihn zurück. Leider konnte er die Freude, die er seinen Mitmenschen mit den Schaustücken bereitet, aufgrund seines plötzlichen Todes nicht mehr allzu lange genießen. Dafür fühlt sich der jetzige Inhaber Josef Schreckenbauer angesichts der von Vater und Großvater erbauten, gepflegten und in Ehre gehaltenen Prachtstücke der Familientradition mit besonderem Stolz erfüllt.

Effner Josef Schreckenbauer
Effner 246a9395
Pfeifen

informationen zum ULMER MÜNSTER UND der MECHANISCHE KRIPPE
 

Schon von weitem ist in Dieperting zwischen Palling und Otting der mehr als 100 Jahre alte Balkonbau-Betrieb der Familie Schreckenbauer
zu sehen. Erkennbar ist er an den ausdrucksstarken Balkonvorlagen auf den Frontseiten der Werkstattgebäude. Wer weiter durchfährt bis zum Büroeingang, der sieht dort den ganzjährig zugänglichen Schauraum mit dem Ulmer Münster und der Pfeifensammlung links sowie den Guckkasten mit der mechanischen Krippe rechts. Bei Einwurf von 50 Cent bewegt sich die Krippe und wird beleuchtet. Wer aufmerksam ist, dem dürfte gleich nach dem Abbiegen von der Hauptstraße auf das Betriebsgelände auch ein farbenfrohes älteren Holzhaus auffallen. Beim Passieren wird dort per Bewegungsmelder auf dem Balkon eine kleine Szenerie aus Holz aktiviert, bei der zwei Männer auf einer Wippe schaukeln und von einer Frau mit Besen beschimpft werden.