AUF DEM PILGERWEG ZUR EIGENEN MITTE

Elisabeth Gröbner öffnet Teilnehmern den Blick
für die Schönheit des Pilgerns rund um den Waginger See

„Wir sind alle Pilger, die auf ganz verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern.“
Diese Erkenntnis teilte der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry („Der kleine Prinz“) mit seinen Mitmenschen. Auch in der Region zwischen Altötting, Berchtesgaden/Salzburg und Traunstein steht das Pilgern hoch im Kurs. Ein besonders malerisches Fleckerl lässt sich im Bereich rund um den Waginger See, auf dem St. Rupert Pilgerweg zwischen Tittmoning und Taching am See, entdecken.
Unter Führung der ausgebildeten Pilgerbegleiterin Elisabeth Gröbner aus Petting kann man hier auf der Strecke
zwischen Wallfahrtskirchen und blühenden Wiesen, plätschernden Bachläufen und idyllisch gelegenen Ortsweihern
die Seele auftanken und wieder zu sich selbst finden.

wohltuende entschleunigung

Beginnend auf dem Stadtplatz in Tittmoning machen sich heute 14 Pilgerinnen und Pilger auf Zeit auf den Weg. Von der Burg aus gleitet der Blick in die Weite und öffnet den Brustraum, um wieder gelöst und frei durchatmen zu können. Entlang an einem glucksenden Kanal und durch frisches
Waldesgrün gelangt die Gruppe zur Wallfahrtskirche Maria Brunn oberhalb des von Wasseradern durchzogenen Ponlachgrabens. Heilkräftige Quellen verleihen dem Marienheiligtum seit 1716 eine besondere Anziehungskraft. Die wohltuende Kühle und sanfte Ruhe wirken ebenso wie
das Vogelgezwitscher wie Balsam auf die Gemüter der Wandernden. „Diese Entschleunigung tut richtig gut“, sinniert Hilde (57) während der Vorstellungsrunde. Der Stress in der Familie, Sorgen über die Situation am Arbeitsplatz oder einen eng durchgetakteten Terminplan geraten ebenso
wie die anstehenden Hausbaupläne wohltuend in den Hintergrund.

Gefühl der gemeinsamkeit

„Es ist diese besondere Qualität der Begegnung, die das Pilgern zu etwas sehr Ursprünglichen und zugleich sehr Anziehenden macht“, erklärt Elisabeth auf einem Feldweg. „Das Gehen ordnet Gedanken und Gefühle und so kann man auch gut mit Fremden ins Gespräch kommen, sich öffnen und sein Herz erleichtern“, ergänzt sie. Aber das Pilgern ist mehr als nur schön zu wandern. Gemeinsame Lieder, Momente des Schweigens und des achtsamen Atmens, inspirierende Gedankenimpulse oder kurze Lesungen an besonderen Orten machen die Teilnehmer empfänglich für einen neuen, entspannten Blick auf ihr Leben. „Wir haben uns das beide ganz bewusst als gemeinsame Auszeit gegönnt, und zwar schon wiederholt“, erklären
Margit (60) und ihre Tochter Bianca (36). Im Schatten eines Baums machen sie gerade Brotzeit am Ortsweiher in Törring. Als echter Pilgerfan erweist sich die rüstige Kathi (80) aus Österreich. Sie ist bereits seit über zehn Jahren regelmäßig dabei und strahlt heute zusammen mit ihrer
Freundin Lisi (73) um die Wette.

auf den spuren von st. rupert

In der Wallfahrtskirche St. Coloman am Tachinger See erfahren die Pilgernden Interessantes über die Geschichte und Kultur der Orte, Kirchen und Landschaften entlang des Weges und in der Region. Elisabeth Gröbner geht auch auf die Tradition des Pilgerns und die vielfältigen Spuren ein,
die der Heilige St. Rupert als Schutzherr des Wohlstand bescherenden Salzhandels in der Region hinterlassen hat. An ihn erinnert nicht nur das Salzfass am Pilgerstab der sachkundigen Begleiterin. Sondern auch die Hinweisschilder auf dem Weg, den sich die Teilnehmer heute Schritt für
Schritt bis zur Martl-Kapelle in Taching am See erwandern.

VOM JAKOBSWEG ZUR PILGERBEGLEITERIN

Elisabeth Gröbner war selbst drei Mal für 14 Tage auf dem spanischen Jakobsweg nach Santiago da Compostela unterwegs und hat dabei das Pilgern als intensiven Weg der Selbsterfahrung erlebt. Dadurch inspiriert, nutzte sie 2006/07 ein Pilotprojekt der Euregio Inn-Salzach und ließ sich zur Pilgerbegleiterin ausbilden. Seitdem leitet und begleitet sie mehrmals im Jahr Pilgergruppen auf passend ausgewählten Pilgerwegen im
Rupertiwinkel. „Das Pilgern ist mir ein Herzensanliegen“, sagt sie. „Mein Fokus liegt im Eintauchen in die Natur, dem ,Bei sich sein‘, dem Wechsel von Information und spirituellen Impulsen, dem Gehen in Stille und der Gemeinschaft der Pilgernden.“

UNTERWEGS AUF DEM PILGERWEG

Die Kreisbildungswerke in Traunstein und in Bad Reichenhall bieten in ihren Programmen umfangreiche Aktivitäten im Bereich Pilgern an. Mehrmals im Jahr können dabei auch Pilgerwege mit Elisabeth Gröbner gebucht werden. Die Pettingerin ist engagierte Mitarbeiterin in der katholischen Pfarrgemeinde und bietet darüber hinaus Pilgerwanderungen u.a. für Frauen- und Interessensgruppen an. Die Gruppen sind dabei offen für
alle spirituell interessierten Menschen.