DER HÜTER
barocker Kunstschätze
Ein Faible für schöne Dinge hat auch Guido Copp. Der 83-Jährige aus
Waging am See besitzt die Schlüsselgewalt für eine echte Schatzkammer: das
Barockmuseum im Strandkurhaus am Waginger See. Mit rund 270 Kunstgegenständen
aus mehreren Kunstepochen in zehn Räumen gehört es zu den schönsten
Privatsammlungen zwischen München und Salzburg. Nicht nur Gemälde,
Möbel, Holz- und Steinskulpturen sowie Kunstvolles aus Glas, Porzellan, Zinn
und Keramik aus dem 16. und 18. Jahrhundert sind hier zu finden. Ebenso
begeistern hier auch mittelalterliche Geldkassetten, Schatztruhen oder Zeugnisse
bäuerlichen Kunsthandwerks das Auge.
Copp, der lange Zeit als selbstständiger Rundfunk- und Fernsehtechniker
gearbeitet hat, ist vertraut wie kein Zweiter mit der Sammlung. Er schließt
das Metallgitter auf, hinter dem eine Treppe hinauf in die Sammlung führt,
und sagt: „Ich habe den Stifter lange Zeit bis zu seinem Tod 2007 begleitet.“
Der Stifter, das ist Sebastian Schuhbeck. Der Landwirtssohn aus Waging war
nach dem Krieg als Bürgermeister (1948 bis 1953) und Visionär Begründer des
Waginger Tourismus. Er tauschte unter dem anfänglichen Spott der Landwirte
Grundstücke gegen saure Wiesen am See, baute dort ein Kurhaus und vollbrachte
durch geschickte Kooperation
mit dem Bremer Reiseveranstalter
Wilhelm Scharnow ein echtes „Tourismus
Wunder“, wie Copp beim Gang
durch die Räume erzählt.
Als Soldat in Russland rettete
Schuhbeck eine kleine Ikone aus
einem brennenden Haus. Diese sandte
er per Post in die Heimat. Nachdem
diese ihr Ziel tatsächlich erreicht
hat, war der Grundstein gelegt für
Schuhbecks Sammlung. Auf Antiquitätenmärkten,
Auktionen, bei Sammlern
und in Klöstern vervollkommnete
er seine Barockwelt, in der er auch
gewohnt hat, „Er war gefürchtet für
seine Willensstärke beim Feilschen“,
sagt Copp. Der „Schatzmeister“
sorgte anfangs als Hausmeister im
Kurhaus für reibungslosen Betrieb, bis
ihn Schuhbeck nach gesundheitlichen
Problemen zu seinem ständigen
Begleiter gemacht hat. Stolz führt
der gebürtige Oberschlesier heute
quasi als Schatzhüter durch die
Schuhbecksche Stiftung, zu der auch
zwei prachtvolle Barockpavillons aus
Schmiedeeisen am Seeufer gehören.
Auf telefonische Nachfrage kommen
auch Besuchergruppen in den Genuss
der Waginger Kunst-Kleinode.
GUIDO COPP
Der gebürtige Oberschlesier betreut mit der
Schuhbeckschen Stiftung in Waging am See
eines der schönsten Privatmuseen für barocke
Kunst zwischen München und Salzburg
Nach Voranmeldung können Privatpersonen
und Gruppen bis zu zwölf Personen das
Barockmuseum im Rahmen einer Führung
besuchen
E-Mail: guido.copp@kabelmail.de
Tel. +49 (0)160 593 32 66
CHARAKTERLANDSCHAFT Seite 33