MIT 140 SACHEN
über die Eispiste
Wer am Tachinger See die träge Gemütlichkeit
heißer Hochsommertage genießt, der denkt nicht unbedingt
an eisige Temperaturen und Hochgeschwindigkeitsrennen.
Und doch ist hier die Heimat eines echten
Rekordmeisters. Mit dem Sieg des Super-G auf der
Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel am 27. Januar 2019 hat
der Skirennläufer Josef „Pepi“ Ferstl vom SC Hammer
Geschichte geschrieben. Exakt 40 Jahre nach dem
Abfahrtssieg seines Vaters Sepp Ferstl sen. in Kitzbühel
und 28 Jahre nach dem letzten Super-G-Sieg eines Deutschen
bezwang der 30-Jährige den „Mythos Streif“. Die
Abfahrt gilt als eine der schwersten im alpinen Rennzirkus.
Zwischen einer Trainingseinheit mit dem Rennrad in
Ruhpolding und der Abfahrt zum Sommertraining in Saas-
Fee/Schweiz ergibt sich die Gelegenheit zum Gespräch
mit dem Olympiateilnehmer von 2018. Vom Garten seines
Hauses in Tengling aus genießt man den Blick auf die
Chiemgauer Alpen und den Tachinger See. Josef spricht
von den Extrembelastungen bei der Abfahrt mit 140
Sachen über Eispisten und Steilhänge. „Mit Mut, Respekt,
© Sammy Minkoff
JOSEF „PEPI“ FERSTL
Skirennläufer aus Traunstein auf Erfolgskurs
Gehört zum A-Kader des Deutschen
Skiverbands
Schrieb Skigeschichte mit seinen Super-G
Siegen in Gröden 2017 und in Kitzbühel 2019
Wohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern
in Tengling
www.facebook.com/JosefFerstl.SkiAlpin
viel Kraft und eisernem Training für perfekte Reflexe
bekommt man die Selbstsicherheit, um sich mit Siegeswillen
in die waghalsigen Eispisten zu stürzen“, erzählt der
gebürtige Traunsteiner. Da tut es gut, sich während der
Trainingspausen mit seiner Frau – eine „Hiesige“ – und den
beiden Kindern im Strandbad von Tengling oder Taching
am See zu entspannen. Ein Lieblingsort des Zollbeamten,
der in der Sportfördergruppe München trainiert, ist in
Bicheln oberhalb von Tettenhausen. „Dort gibt es einen
der schönsten Ausblicke auf diese großartige Seenlandschaft,
die mich mit totaler Ruhe erfüllt und zentriert.“
Von Taching über Tettenhausen geht es weiter zur
nächsten Station. Als ich über die neue Brücke in Tettenhausen
fahre, fällt mir ein, dass diese Engstelle zwischen
dem Waginger und Tachinger See erst durch eine deutliche
Absenkung des „Tachensees“ im 19. Jahrhundert
passierbar wurde. Der Ort selbst und seine Umgebung
dienten mehrmals als Kulisse für die TV-Serie „Dahoam
is Dahoam“.
CHARAKTERLANDSCHAFT Seite 29